Odyssee

nach Homer

Fotos: Sabine Michalak - © Rottstrasse 5 Theater

Sa

So

Die Reise des Odysseus, längst sprichwörtlich geworden, erzählt von der langen Irrfahrt
des Königs, der von Troja aus in die Heimat segeln will. Fast zwanzig Jahre irrt er auf dem Meer umher.
Als Treibgut des Schicksals und Opfer göttlicher Meinungsverschiedenheiten, verschlägt es Odysseus von einem Abenteuer ins Nächste. In großen, mythologischen Bildern erzählt Homer von der Irrfahrt des Lebens. Eine Parabel des Nichtankommens und des Versuchs als höchstem Ziel.
So durchschreitet dieser Held mit seiner Mannschaft die tiefsten menschlichen Fantasien, sie kosten von der Frucht, die sie alle Sorgen vergessen lassen, werden in Tiere verwandelt, begegnen im Hades den Toten und schreien in tosenden Stürmen gegen die Willkür der Götter.
Und sie fragen damit nach der sinnlosen und leidvollen Suche des Menschen, die sein Leben ist.

Mit Tobias Amoriello, Tim-Fabian Hoffmann, Lea Kallmeier, Maximilian Pulst
Regie Daniel Kunze
Regieassistenz Mira Iserloh, Klara Linge
Fotos Sabine Michalak
Produktion Hans Dreher, Oliver Paolo Thomas

Dauer: ca. 80 Minuten

Pressestimmen

Dort, in der Unterwelt, treffen Odysseus und seine Gefährten neben allerlei Sagengestalten auch Sisyphos – dessen ewige Aufgabe es ist, immer wieder denselben Stein einen Berg hinaufzurollen. Und er tut es immer noch, wenn Odysseus sich zu seiner letzten Wanderschaft aufmacht, wie der Zuschauer erfährt. Das Held-Sein wird zur Sisyphos-Arbeit. Das Publikum quittiert den starken Abend mit frenetischem Applaus. Vollkommen zu Recht.

WAZ


Denn Odysseus und seine Gefährten werden weniger als mutige Helden in Szene gesetzt, vielmehr als überdrehte Chaostruppe, die von einem Abenteuer ins nächste stolpert, in die Höhle des Zyklopen gerät und auf die Insel der Hexe Kirke (Lea Kallmeier) verschlagen wird. Das pathetische Heldenepos wird zur Abenteuer-Komödie im Stil eines selbstironischen Superhelden-Comics. Das ist kurzweilig, sorgt für Lacher und hat als Zertrümmerung hochkultureller Götzen eine ganz eigene Qualität. Doch Regisseur Kunze schafft mehr als das. Seine Aufführung stellt die Frage: Was ist das eigentlich, ein Held?

WAZ

„Zeus hat mir das gelobte Land gezeigt, gibt mir aber keinen Zugang dazu“, klagt der Held. Meeresrauschen dröhnt, dem Antragsstellenden wird Erde in die Fresse geschleudert. Das wirkt ungöttlich, aber ebenso bekanntlich hat ja auch Frontex den dreckigen Job übernommen, diese Umherirrenden von uns abzuhalten. Was von der wohl einflussreichsten abendländischen Dichtung noch als Zerrbild Licht auf unsere Gegenwart wirft, wird an diesem Abend fast gnadenlos der Absurdität preisgegeben.

BSZ Bochum

Mit der Bühnenadaption des bekannten antiken Stoffes setzt Regisseur Daniel Kunze die Zusammenarbeit zwischen der Rottstr5 und dem Folkwang-Studiengang Regie fort. Gemeinsam mit young’n’rotten, dem Jugendensemble des off-Theaters, sollen Regie-Studierende die Möglichkeit erhalten, Aufführungen unter professionellen Rahmenbedingungen auf die Bühne zu bringen.
Das Resultat ist mehr als überzeugend. Die Irrfahrt wird auf der Bühne als absurde Lachnummer dekonstruiert: frech, albern, existenziell. Daniel Kunze bringt den Urtext der Moderne als zerfahrenen Slapstick auf die Bühne. Gegenwärtig hat die Odyssee nur noch als Parodie auf die Gegenwart Platz. Das sorgt für Lacher und verdienten Applaus. Und ist doch bitterer als jede Tragödie.

BSZ Bochum